Tempelschlaf

Splendor Solis - Das Purpurbad der Seele

Die okkulte Zahl

Die Fackel des Prometheus

Tarot der Apokalypse

 

Tempelschlaf

Grundlagen der Trance-Arbeit

Gabriele Quinque

Dieses Buch führt den Leser zu den Wurzeln der Trance und baut eine Brücke von altägyptischen Ritualen über Märchen und Mythen bis in die heutige Arbeit am persönlichen und kollektiven Schatten. Für Klienten und Therapeuten, die gerne selber denken, eröffnen die zwölf Kapitel im "Tempelschlaf" neue Pforten des Verstehens. Das Buch beginnt verträumt, wird rituell, zeigt dann Konfliktstoff auf und führt über unausweichliche Konsequenz in geistige Reife - gerade so, wie ein echter Individuationsweg!

Gebundene Ausgabe - Param Verlag, Ahlerstedt
ISBN: 3-88755-012-9

Preis: Euro 19,80
Im Buchhandel erhältlich, oder online über www.amazon.de und andere Buchhändler im Internet.

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Splendor Solis - Das Purpurbad der Seele

Zweiundzwanzig Pforten der initiatischen Alchemie

Gabriele Quinque

Splendor Solis oder Sonnenglanz ist eines der berühmtesten Bild- und Textwerke der Alchemie aus dem 16. Jahrhundert. Die Autorin macht dieses vielschichtige, kryptische Werk auf der Grundlage der Hermetischen Philosophie transparent und geleitet den Leser durch 22 Pforten auf einen faszinierenden Erkenntnis- und Entwicklungsweg. Der Sonnenglanz als Mysteriengeschenk der Älteren Brüder findet seine Leser, die sich auf fraternaler Fahrt in das Morgenland befinden, im Schatten tragender Säulen ruhen und sich Sohn der Witwe, Gefährte des Horus, Ritter des Heiligen Grals bzw. Göttliche Magd, Soror Mystica oder Soror in Saeculo nennen. Ist diese besondere Kette der Brüderlichkeit als Grundlage gegeben, erhebt sich das Einverständnis zwischen Leser und Autor zu einem veredelten Destillat, das alle Weisheit in das Initiatische erhöht und damit der feinsinnigen Alchemie des Splendor Solis vollumfänglich gerecht wird.

 

Gebundene Ausgabe mit Lesebändchen und Schutzumschlag, 280 Seiten, 14 s/w Abbildungen, 22 Farbbilder - Edition fabrica libri, Erstausgabe 2005
ISBN 3.935937-26-1

Preis: Euro 42,00

 

 

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Mit den 22 Miniaturen stellt die Prunkschrift „Splendor Solis oder Sonnenglanz“ nicht nur das schönste Kunstwerk der Alchemie dar, sie führt den Adepten auch auf eine geistige Ebene, weil sie einer Gold- und Kräuterhexerei gänzlich den Boden entzieht und den Sonnenglanz vor allem als himmlischen Leitstern zu hochgradigen Erkenntnissen erstrahlen lässt. Es existieren nur noch fünf teilweise fragmentarische Abschriften des Originals, das im Kupferstichkabinett in Berlin bewahrt wird. Eine vollständige Kopie befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek unter der Registratur codex germ. fol. 42. In einer Londoner Zweitschrift wird der Alchemist Salomon Trismosin als Verfasser angegeben. Trismosin sagt von sich selbst in der Schrift Aureum vellus (1490), er habe das Elixier gefunden, das ihm hundertundfünfzig Jahre lang die Jugend und Manneskraft zurückgegeben hätte. Er rühmt als Quelle die Handschrift Aurora consurgens (um 1420, Züricher Zentralbibliothek), die ihm das Geheimnis offenbarte. Neu verfasst ist eine gründliche kunsthistorische Betrachtung von Dr. Jörg Völlnagel. In einem wertvollen Faksimiledruck eines Pharmakonzerns (Krewel-Werke, 1972) gelangt der Sonnenglanz auch heute oftmals in die Hände Suchender. Diese Publikationen sind meistens gut erhalten, weil die Mediziner, denen man solche Kostbarkeit einst als Dank für erreichte Umsatzziele zukommen ließ, das Geschenk fast unbeachtet mitsamt der Schutzhülle in ein Bücherregal verbannten, wo es nach deren Tod die Erben auffanden und an ein Antiquariat verkauften.

Sowohl die Miniaturen als auch die Begleittexte im Splendor Solis werden in dem Buch von Gabriele Quinque zugänglich gemacht. Die dort ein gehaltene Reihenfolge der Miniaturen entspricht dem Original des Kupferstichkabinetts. In dem Nachdruck aus der Berliner Staatsbibliothek ist der Ritter mit dem Adepten vertauscht. Die Originaltexte sind dem Nachdruck von 1972 fast wortgetreu entlehnt. Bei der Übertragung in verständliches Deutsch ergaben sich stilistische Abweichungen wegen der Anpassung an den modernen Sprachgebrauch. Um den Sinn möglichst getreu zu erhalten, blieb bei der Entzifferung die eine oder andere Stilblüte insoweit unverändert, als sie im Kontext noch verständlich ist. So liegen nun die tradierten Texte in lesbarer Form vor. Zusätzlich wird das Bildmaterial kontemplativ zur Erbauung erschlossen. Dem Leser eröffnet sich ein „alchemistisches Schatzkästlein“, wie es die mystischen Brüdergemeinden in ihren verborgenen Tempeln bewahren. Aus diesen heiligen Hallen ruft dem Leser jener vertraute Dichter, dessen entfachtes Herdfeuer beständig lodert, die wichtigste Botschaft zu:

 

Was diese Wissenschaft betrifft -

Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,

Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,

Und von der Arznei ist’s kaum zu unterscheiden.

Am besten ist’s auch hier, wenn Ihr nur einen hört

Und auf des Meisters Worte schwört.

Im ganzen - haltet Euch an Worte!

Dann geht Ihr durch die sichre Pforte

Zum Tempel der Gewißheit ein.

 

(Johann Wolfgang von Goethe)

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Die okkulte Zahl

Qualität und Symbolik der Grundzahlen

Thomas Steckenreiter

Dieses Buch empfiehlt sich als fundierte Einführung in die Hermetische Philosophie, denn die Zahlenschlüssel eröffnen Tore zu höheren Bewusstseinsstufen. Einem vordergründigen Aberglauben entzieht der Autor dabei die Grundlage. So ist z.B. das berühmte Hexen-Einmaleins aus Faust I von Goethe weder sinnloses Zahlenspiel noch Ausdruck verwirrten Hexentums, sondern Redefigur tiefster Einsicht in verborgene Zusammenhänge des Daseins. Bewusstheit über die Qualität der Zahlen zu erlangen, schenkt die Fähigkeit, die Schöpfung zu verstehen und das menschliche Schicksal in seinen vielfältigen Schattierungen zu deuten.

Taschenbuch, kartoniert, mit zahlreichen s/w Abbildungen, 120 Seiten

ISBN: 3-935937-34-2

Preis: Euro 11,00
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Die Fackel des Prometheus

Göttliche Flammen der Ewigkeit:
Ein Mysterienspiel an neun Toren der Religion

Gabriele Quinque

Das Buch enthält den Text eines Mysterienspiels an neun Toren der Hochreligionen, das auf verblüffende Art die gemeinsame Kernaussage aller Religionen aufzeigt. So wird erkennbar: Das Christentum ist ein subtiles, ausgereiftes Eklektikum aus vorangegangenen Kulten. Durch zwei umfangreiche und spannend zu lesende Vorworte werden die feurigen Aspekte solarer Religionen hervorgehoben. Anhand von Prometheus, dem Vorausdenker, und Epimetheus, dem im Nachhinein Denkenden, wird deutlich, was einen solaren von einem lunaren Menschen unterscheidet.  

Taschenbuch - 150 Seiten - Druck & Werbung Pomaska GmbH
ISBN: 3-93593-716-4

Preis: Euro 14,00

 

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Tarot der Apokalypse

Die Offenbarung des Johannes als
Totenbuch des Abendlandes

Gabriele Quinque

Die Offenbarung des Johannes kann nur als Einweihungsschrift und Totenbuch verstanden werden. Um sie vor profanen Ohren zu schützen, ist sie sorgsam verschlüsselt. Aber mit Hilfe der hermetischen Schlüssel Tarot und Kabbala (mit den hebräischen Buchstaben) eröffnet sich die Apokalypse als gigantisches Mysterienspiel, das der Seele den Weg in die Freiheit weist. Der Leser folgt diesem Buch auf die Insel Patmos 97 n. Chr., wo Johannes gerade damit fertig ist, seinem Jünger Prokhorus die Offenbarung zu diktieren und seiner auf Patmos gegründeten Gemeinde an 22 Tagen wundervolle Erklärungen dazu gibt, die alle Angst in Trost verwandeln. 22 inspirierende Karten - die speziell für dieses Buch aus den Holzschnitten von Albrecht Dürer zum Thema Apokalypse angefertigt  und benannt wurden - ergänzen die vielschichtige Offenbarung.

Gebundene Ausgabe, Sondereinband, 
160 Seiten -  incl. 22 Tarot - Karten, Param Verlag
ISBN: 3-88755-013-7

Preis: Euro 21,80

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Rezension von Amadeus Zeitgeist:

Tarot der Apokalypse

Die Offenbarung des Johannes
ist die Liebesgeschichte
von Gott und Mensch,
sobald sich beide näher kommen,
wird Gott hinwegwischen
eine jegliche Träne
von den Augen des Menschen.

Gott zum Gruße, verehrte Leser,

Ihr Amadeus Zeitgeist, der Ihnen schon von der Horusbühne - www.horusbuehne.de - vertraut ist, stellt Ihnen heute ein Buch vor, das dem Zeitgeist wohl gefällt, denn es ist ein Lobgesang auf das Christentum, das bei vielen Menschen fast in Vergessenheit geraten ist. Vor allem selbst ernannte moderne Esoteriker wollen davon nicht mehr viel wissen; sie glauben, ohne abendländische Religion besser zurechtzukommen, was sich dem Einzelnen letztlich als Trugschluss erweisen wird. Eine westliche Esoterik ohne christliche Wurzel kann es nicht geben, atmen doch die Tempelritter, Gralssucher, Rosenkreuzer und deren Splittergruppen immer nur dann Authentizität, wenn sie auch das christlich Tradierte pflegen und es gerade im Hinblick auf ihre geheimnisvollen Schlüssel tiefer verstehen als andere, denen dieses Wissen fremd ist. Aber gerade der Glorienschein dieses Hintergrundes ist in einigen Kreisen unbekannt. Und so kommt es zu unzähligen Stilblüten, die einem Einweihungsweg nur noch fadenscheinig ähneln. Darum freue ich mich über die vorliegenden Aufschlüsselungen der Apokalypse, denn sie schenken dem Leser eine Ahnung von dem strahlenden Glanz und der subtilen Spiritualität christlich-mystischer Initiation.

Das Buch führt uns auf die Insel Patmos, wo Johannes in der Verbannung lebte und seinem Jünger Prokhorus die Apokalypse diktierte. Prokhorus erlebt 22 Tage, in denen sich ihm bedeutsame Einsichten in die Apokalypse eröffnen. Als Leser werden Sie mitgenommen auf die Pfade, die der junge Mann beschreitet und Sie überbrücken Zeit und Raum: Im Jahre 97 n. Chr. wandern Sie als Prokhorus über die Insel Patmos, der altägyptische Gott Thot schaut Ihnen über die Schulter und Meister Dürer legt Ihnen kleine von Geist durchdrungene Kunstwerke in die Hand. So löst sich die Zeitempfindung aus ihrem sonst so starren Gefüge. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schließen einen erkenntnisreichen Bund. Die Zeitrechnung wird gewissermaßen zu Raum, sie nimmt viele Gesichter an, drängt sich zusammen und wandelt sich zu einer Zeitqualität, die verborgene Seelenschichten auf einer metaphorischen Ebene erschließt. Wahrlich apokalyptisch - enthüllend! 

Die Übersetzung der Apokalypse

Der vollständige Text der Offenbarung findet sich in einer Übersetzung von 1920 vor. Der Verfasser nennt sich selbst Ambrosius Theoderich F.R.C.; durch sein universales Verstehen als Mystiker ist die Apokalypse wahre Himmelsbotschaft geblieben. Er hält sich an vielen Stellen dichter an den altgriechischen Originaltext als die Einheitsübersetzung der revidierten Fassung von 1984, wie sie die Evangelische Kirche herausgibt. Wo beispielsweise heute Buße steht, was ein schlechtes Gewissen impliziert und ungesunde Verdrängungsmechanismen auf den Plan rufen kann, übersetzt er das griechische Wort metanoia ganz richtig mit Umkehr. Dies trifft den Kern der Sache nach heutigem Sprachgebrauch wesentlich besser. Die Läuterung des Menschen macht sich ausschließlich an einer radikalen Sinneswandlung fest, geht es doch auf den mystischen Pfaden nicht um die Veredelung des persönlichen Charakters, wie viele Menschen heutzutage irrtümlicherweise vermuten. Solche kurzsichtigen Wünsche sind in letzter Konsequenz immer zum Scheitern verurteilt, da der Schattenwurf des irdischen Lebens dabei unberücksichtigt bleibt. Sehr schnell wächst in den Schattenbereichen stets dasjenige nach, was man glaubte überwunden zu haben. Schuld daran ist nicht der Mensch in seiner persönlichen Gesinnung, sondern das Gesetz der Polarität, das besagt, die Verantwortung für den jeweils anderen Pol ebenso übernehmen zu müssen wie für den persönlich erwählten Standpunkt. Ein charakterliches „Gutsein“ allein führt demnach nicht in die Erlösung. Es ist vielmehr die Umkehr, die eines Tages erforderlich wird.

Die Metanoia,
der große Sinneswandel,
besteht in der bewussten Abwendung
von der Banalität eines vordergründigen Lebens
und der Hinwendung an den Allmächtigen.
Denn die Allerheiligste Dimension
interessiert sich weniger dafür,
wie jemand auf der Erde lebt und denkt,
sie verlangt allein eine bewusste Orientierung
auf den solaren Geist Gottes.

Man denke bei dieser Aussage an die beiden Schächer zur Rechten und zur Linken am Kreuz Jesu. Umgehend erlöst wird der Schuldbeladene, der den Gott in Jesus noch kurz vor dem letzten Atemzug in dem vollen Ausmaß erkennt. Er wird von Christus dem Himmelreich zugeführt, und dies gänzlich unabhängig von seiner menschlich-moralischen Gesinnung, die ihm bis zu diesem Augenblick zu Eigen war. In diesem Mysterium offenbart sich die Mission der Menschwerdung Gottes.

Des Weiteren lässt Bruder Ambrosius Johannes "in der Leuchter Mitten den Menschensohn" erblicken. In der modernen Form wird nur gesagt "der war einem Menschensohn gleich". Hinter dem Wort Menschensohn verbirgt sich mehr als der Sohn eines Menschen, es ist eine feststehende Bezeichnung für ein christliches Mysterium. Als Menschensohn bezeichnet man den Messias, der das Heilsblut vergoss und nach seiner Auferstehung und seiner Heimkehr an den himmlischen Thron in der Höhle der Apokalypse wiederkehrte. In der johanneischen Parusie kündet der Menschensohn von dem kommenden Friedensreich der Seele, indem er einen integrativen Bund mit dem initiierten, geistesdurchströmten Menschen eingeht. Es kann darum nur einen Menschensohn geben. Demnach sollte man Johannes nicht in den Mund legen, die apokalyptische Erscheinung hätte einem Menschensohn nur geglichen. Nein, es war der Menschensohn.

Auch der Begriff Mitgenosse in der Lutherübersetzung und Gefährte bei Ambrosius zeigt, wer eine Mysterienschulung erhalten hat und wer nicht, denn das Eine ist gewiss: In keiner Weisheitsschule nannte man jemals einen Bruder Mitgenosse. Sogar der liturgische Sprachrhythmus klingt in der Übersetzung des Ambrosius noch nach, ganz so, wie er in alexandrinischen oder gnostischen Schriften verankert ist, die Johannes ohne Zweifel das philosophisch-religiöse Fundament zur Verfügung stellten. 

Als Behüter des Zeitgeistes freut es mich sehr, dass die Autorin sich offensichtlich wünscht, der Leser solle von dem Original-Text der Apokalypse berührt werden und mit Begeisterung der Aufforderung Johannis Folge leisten, diesen wieder und wieder zu lesen. Denn in der ersten Seligpreisung der Offenbarung heißt es: 

Selig, wer da liest und die da hören
auf die Worte der Weissagung
und achten dessen,
was in ihr geschrieben steht;
denn die Zeit ist nahe.

Und in der sechsten Seligpreisung, der vorletzten, am Ende der Offenbarung, erweitert Johannes diese Bitte:

 Selig, wer an den Worten
der Weissagung
in diesem Buche festhält.

Damit legt der Prophet das eigentliche Geheimnis wie ein Liebesband um seine Schrift, denn er weiß, das Lesen der Enthüllung gereicht der Seele zu Labsal und Tröstung. Nun sind viele Menschen von heute gar nicht so leicht zu bewegen, Bibeltexte in Kirchen zu hören, geschweige denn in einer andächtigen Situation zu Hause laut zu verlesen. Und doch darf behauptet werden: Wem es dreimal gelingt, in dem heiligen Rauch von Weihrauchschwaden und unter Beiwohnung der Engel Chasmalim, also umgeben von Kerzenflammen, mit feierlicher Stimme laut den Text der Apokalypse zu lesen, wird dies mit zunehmender Freude wiederholen wollen. Als Lockmittel zu dieser herrlichen Erhebung gereicht die hinzugefügte Interpretation von Prokhorus, die etliche Schlüssel liefert, damit die wunderbaren Botschaften der Offenbarung in den Ort ihrer Bestimmung eingehen: In das Herz des Menschen.

Die Seelenbilder der Offenbarung und ihre Schlüssel

Die 22 Kapitel der Offenbarung lösen die Gotteslehre aus einem moral-ethischen Ansinnen und verdeutlichen unmissverständlich, wie sehr es sich in der Bibel um ein verschlüsseltes Einweihungsbuch handelt, das statt Weltverbesserung allein Weltüberwindung und Gottesfindung zum Ziel erklärt. Allem anderen Ansinnen zum Trotz. In der Literaturgattung der Apokalypsen ist es üblich, sich als Autor selbst zu nennen, darum beginnt die Offenbarung mit den Worten: Ich, euer Bruder Johannes. Er bezeichnet sich als Bruder und definiert sich damit als Gefährte einer Mysterienschule. Allein darin liegt auch schon das große Geheimnis dieser Offenbarung, die das am meisten missverstandene Buch ist. In dramatischen Bildern wird aufgezeigt, welche Illusionen in der verkörperten Seele vernichtet werden müssen, damit sie Ewigkeitstauglichkeit erlangt; und welche Anhaftung der Himmel von ihr nehmen muss, um eine vollkommene Umschmelzung für ein Leben in dem Herrschaftsbereich Gottes zu erfahren. Darum lohnt es sich, den diesseitigen Blickwinkel aufzugeben und statt dessen den mystischen Standpunkt vor dem Hintergrund geheimer Lehren einzunehmen. Die Offenbarung zeigt keinen Weg auf, den man noch irgendwie mit seinem Ego in Angriff nehmen könnte. Sie beschreibt vielmehr ein imaginäres Jenseitsergebnis, das erst erfahrbar wird, wenn der dazu erforderliche Weg zu Lebzeiten bereits beschritten worden ist. In diesem Sinne darf man die Enthüllung des Johannes als Totenbuch des Abendlandes bezeichnen, denn sie zeigt, was geschehen muss hernachmals, sprich: nach dem irdischen Leben. Und genauso wie das ägyptische und das tibetische Totenbuch setzt auch die Apokalypse ein Imaginieren der Bildelemente und ein zeremonielles Nachempfinden zu Lebzeiten voraus. Erst über diese innere Schau kann die Psyche die Gewissheit ihrer Erhebung über das irdische Leben erlangen. 

Die Offenbarung lässt sich mit Hilfe des kabbalistischen Lebensbaumes sehr gut aufschlüsseln. Der bildhaft verfasste Text richtet sich direkt an die Leibseele, die in hebräischer Mystik Nephesh genannt wird, in körperlicher Verbannung lebt und kaum noch Hoffnung hegt, aus ihrem Exil jemals wieder befreit zu werden. In der Apokalypse erfährt sie jedoch, dass der Himmel sie nicht vergessen hat und sich ein Räderwerk der Heimholung in Gang setzt, damit sie sich vermählen kann mit ihren oberen Anteilen, mit der Ruach und der Neshamah, mit ihrer Geist- und Gottseele.

Atziluth
Erste Trinität:
Kether, Chokmah, Binah
Die Welt des Ursprungs
Der Wille
Der Baum der Gottesnamen
Seelengewand: 
Neshamah (Gottseele)

Briah
Zweite Trinität:
Chesed, Geburah, Tiphareth
Die Welt der Schöpfung
Die Idee
Der Baum der Erzengel
Seelengewand:
 Ruach (Geistseele)

Jetzirah
Dritte Trinität:
Netzach, Hod, Jesod
Die Welt der Formgebung
Das Konzept
Der Baum der Heerscharen 
Seelengewand: 
Nepesh (Leibseele)

Assiah
Malkuth
Die Welt der Erscheinung
Der physische Stoff
Der Baum der Symbole
und Planeten 
Körper: 
Guph (Triebseele)




Die endgültige Erlösung von den Erdkräften wird von oben kommen! - in dieser Gewissheit liegt die besondere Seelsorge der apokalyptischen Schrift: Und wenn die Befreiung aus dem Würgegriff der Erdmacht auch mehr Zeit in Anspruch nimmt, als dies in der Dichte der Bilder beschrieben ist, so erklingen die Lobgesänge der vierundzwanzig Aeonen doch wie ein feierlicher Zuspruch in der Seele und lässt sie baden im überirdischen Lichtglanz. Aufgrund dessen fallen alle Gefühle von Knechtschaft und Verbannung für immer von der Leibseele ab, denn wohin sie von dieser Einsicht an auch geführt wird, sie weiß sich angebunden an die himmlische Welt. Allein in dieser Gewissheit offenbart sich der gewaltige Segen der johanneischen Schrift.

Ebenso eindrucksvolle Geheimzeichen für die Entschlüsselung der Offenbarung finden wir in den gnostischen Texten des Corpus Hermeticum, der Pistis Sophia und den Nikodemus-Apokryphen, die in „Tarot der Apokalypse“ in kurzen ausgewählten Zitaten alle 22 Kapitel des Prokhorus eröffnen. Denn gerade hier begegnen uns die typische Sprachcharakteristik und Begrifflichkeit, in denen Johannes den gigantischen Dombau der Apokalypse konstruiert hat.

In Anbetracht der 22 Kapitel der Offenbarung bieten sich ebenfalls die 22 großen Arcana des Tarot und die 22 hebräischen Buchstaben an. Die Wurzeln des Tarot verlieren sich im Dunklen unserer Geschichtsschreibung, es gelang den Forschern bis heute nicht, das konkrete Auftauchen der Karten weiter als zweihundert Jahre zurück zu verfolgen. Dies bedeutet allerdings bei weitem nicht, dass sie auch erst dort entstanden sind. Die 22 Säulen des Tarot verbargen sich für Jahrtausende sorgsam in den Geheimschulen, die in altägyptischer Epoche den Gott Thot als Wächter vor ihre Tempelpforten stellten. Nach ihm nennt man die 22 Arcana auch das Buch Thot.

Fernab historischer Beweisbarkeit liegt das inspirierende Büchlein „Die Einweihung im alten Ägypten“, Woldemar von Uxkull" (1957), wer jedoch die Ritualstruktur moderner hermetischer Orden kennen gelernt hat, der empfindet Freude, wenn er die Hallen des Erinnerns lesend durchschreitet. Woldemar von Uxkull geht zurück auf die 22 Einweihungsbilder zu Memphis, die er in seinem Buch nachempfunden hat. Es sind die Vorläufer der großen Arcana, denen er auch die hebräischen Buchstaben zuordnet. Seine Zuordnung erweist sich als sehr stimmig, weshalb auch die Autorin von Tarot der Apokalypse jene Form bevorzugt, in der Aleph dem Magier und Tav dem erlösten Narren zukommt. Den Narren setzte erst der Golden Dawn (1880-90) und dessen Gefolge mit Aleph gleich, herausragend wären hier Aleister Crowley und Paul Foster Case zu nennen. Als Narren bezeichnet man einen Menschen, dem es gelungen ist, ein kosmisches Bewusstsein zurückzuerlangen, der also befreit ist von stofflicher Bindung. Darum kann man ihn nicht als Odem Gottes an den Anfang des Schöpfungsplanes positionieren. Für die Offenbarung des Johannes, die von dieser letzten großen Befreiung spricht, eignet sich deshalb am besten die im tarot-initiatischen Sinne stimmige Uxkull-Zuordnung, in der Aleph dem Magier zugedacht wird. Auch die eigensinnige Vertauschung der Säulen Acht und Elf, die ebenfalls auf den Golden Dawn zurückgeht, wird zu meiner Freude unbeachtet gelassen, war es doch immer schon die Zahl Acht, die das Schwert der Gerechtigkeit walten lässt - hüben und drüben!

Die 22 hebräischen Buchstaben charakterisieren die Pfade auf dem kabbalistischen Lebensbaum, die als Mezlas die zehn Sephiroth miteinander verbinden. In der Verschmelzung mit den 22 Tarot-Säulen entsteht eine wunderbare Sinfonie, deren weites Spektrum die Apokalypse zum Erklingen bringt. Es ist, als hätte Johannes das Buch Thot in seiner Hand gehalten und seiner Botschaft damit Gestalt und Wunder verliehen. Auch das Denkmodell des Lebensbaumes fügt sich in das Ganze und bringt den Glanz verborgener Weisheit zutage. Im Gegensatz zu den Historikern mit ihren begrenzten Beweisführungen schwärmen erfahrene Kenner der mystischen Kabbala: Mose nahm die solare Lehre aus Ägypten mit, gestaltete daraus die Geheimlehre für das gelobte Land und übermittelte sie von Mund zu Ohr. Und tatsächlich erinnert die Struktur des Lebensbaumes sehr an die Götterhierarchie Ägyptens. Mütterchen Kabbala wurde Jahrhunderte lang in kleinen Kreisen (unter den Stillen im Lande!) weitergegeben. Vereinzelt sind einige Facetten aber doch in Aufzeichnungen zutage getreten, wie in der tannaitischen Kabod- und Mercavah-Mystik, deren Spuren sich bis in das 1. Jh. n. Chr. erstrecken (G. Sholem, Jewish Gnosticism, Merkabah Mysticism and Talmud Tradition, New York 1960). Erst im 13. Jahrhundert tritt das Buch des Glanzes (Sohar) durch die Handschrift von Mose de Leon öffentlich hervor. Später wurde die Kabbala von Rabbi Yitzhak Luria, auch Ari genannt, und anderen Rabbinern weiter ausformuliert.

Nur wenigen Christen ist leider bekannt, dass die Kabbala bis zum 15. Jh. unserer Zeitrechnung in Klöstern als Erklärung für die christliche Lehre zu Rate gezogen wurde. Als beispielsweise der Jesus-Name Jehoshua (JHVH mit dem feurigen Shin) als Identität des Messias definiert war, ließ man den Begriff "Christliche Qabalah" als Unterscheidung zur jüdischen Mystik aufkommen, da der Messias nach jüdischem Glauben bisher noch nicht erschienen ist. Es gibt viele Beispiele klösterlicher Studien der Kabbalistik: An erster Stelle darf hier der Franziskaner-Mönch Francesco Giorgio (1466-1540) erwähnt werden, der in Venedig geboren wurde und sich das Pseudonym Zorzi zugelegt hatte. Er stand in enger Verbindung mit dem Geheimwissen der Tempelritter und beeinflusste Heinrich III und Königin Elisabeth I.

Unzählige Kardinäle der katholischen Kirche studierten noch vor wenigen Jahrhunderten die Kabbala, ohne ein Geheimnis daraus zu machen. Was heutzutage nicht mehr die Regel sein kann, denn auf der Suche nach den Aussagen neuzeitlicher Kleriker stößt man leider bis auf geringe Ausnahmen auf wenig sinnvolle, mitunter sogar geistig ausgebrannte, historisch und politisch verwickelte Interpretationen der Apokalypse. Auch der Zweifel an der Identität des Apostels und des Apokalyptikers kennzeichnet ein überwiegend historisches Hinschauen. Die Apokalypse darf durchaus als Mysterienspiel gesehen werden, das die einweihenden Lehrbriefe des Johannesevangeliums auf einer Bildebene erschauen lässt. Allein darin kann bereits der Grund für die unterschiedliche Stilistik beider Schriften liegen. Es scheint fast so, als verstünde man die johanneische Eschatologie auch unter den Geweihten nicht mehr ausschließlich als Erbrecht seelischen Heimkommens in das Neue Jerusalem. Eschatologie heißt zwar „Lehre von den letzten Dingen“, aber mit einer irdischen Endzeit hat eine Eschatologie nichts gemeinsam; sie beschreibt vielmehr die letzen Etappen eines individuellen Seelenweges, die als Krönungszeremonien urchristlicher Initiation zu verstehen sind und in dem Hieros gamos gipfeln - der hochzeitlichen Verschmelzung von Mensch und Gott!

Wie es einst Gott Thot für die Ägypter war und Hermes Trismegistos für die Griechen, so schreibt man Johannes das Patronat christlicher Einweihungstraditionen zu. Man spricht in diesem Sinne von der „Johanneischen Linie“, welche die Tiara der Petrus-Kirche mit hierophantischen Weisheitsperlen zu verzieren versteht. Was sollte Johannes um 95 n. Chr. wohl anderes gewesen sein als ein Kenner der damaligen Mystik? Selbstverständlich waren ihm als Lieblingsjünger Jesu auch die verborgenen Schlüssel bekannt, und ohne diese gänzlich bloßzulegen wob er sie in sein Werk hinein, damit sie von späteren Gefährten wiedergefunden würden. Aber leider traf sein Buch auch in Bruderschaften und Geheimgesellschaften für lange Zeit nicht mehr auf das erwünschte Verständnis. Erst durch Rudolf Steiner und seine Nachkommen (Arthur Schult u.a.) gelangte die Apokalypse wieder in den mystischen Blickpunkt, aber man erkennt in den anthroposophischen Schriften, wie die Autoren trotz aller Einsicht hin und wieder vor verschlossenen Pforten der Apokalypse ankommen, wie sie deshalb in den moralischen Fingerzeig abgleiten und die moderne Art zu leben anklagen. Von diesen Dingen spricht aber Johannes gar nicht, denn er kennt das Krankheitsvirus des dritten Jahrtausends noch nicht: Die unselige Vermischung von Esoterik, Ökologie, Ethik, Medizin und Politik! Diese wird heutzutage als Motivation und Legitimation geistigen Strebens angeführt, da sich kaum jemand traut, etwas Übernatürliches zu begehren, das keinen äußerlichen oder persönlichen Nutzen im Diesseits zu bringen scheint und allein den Ewigkeitsbestrebungen der Seele zugute kommen soll. An dieser allgemein verbreiteten Fehlhaltung krankt das Verständnis der Masse dem Religiösen gegenüber, das nicht für ein diesseitiges Wohlfühlen da ist, sondern den überpersönlichen Belangen der Ewigkeit dient. Ebenso kann man heute in den meisten esoterischen Verlagen beobachten, dass die Veröffentlichungen mystischer Aussagen fast immer einen Bezug zum Alltagsleben betonen. Obwohl Mystik per Definition (durch das Schließen der Augen) das exakte Gegenteil des Alltäglichen und Rationalen bedient und somit vollständig außerhalb davon angesiedelt bleiben sollte. Zwar gingen die Anthroposophen recht inspiriert mit der Apokalypse um, brachten jedoch nicht den kühnen Mut auf, in Johannes vor allem den urchristlichen Gnostiker zu sehen, dessen Ansinnen einzig auf das Mysterium seelischer Erhebung abzielte. Der Apostel Johannes war gewiss kein Weltverbesserer, er handelte wie ein intiierter Adeptus Magus; er trug die Seelenlehre klar wie einen Kristall in seinem Herzen und kleidete sie in eine vielschichtige Metaphorik. Nur aus seiner Illumination heraus vermochte Johannes davon zu künden, wie das Lamm Gottes die sieben Siegel der Erde am Leib der menschlichen Seele bricht und die himmlischen Siegel des Allmächtigen darüber legt.

 Der Wind und die Engel

Apokalypse, so lautet das griechische Wort für „Enthüllung der Wahrheit“. Diese Schrift ist aus irdischer Blickrichtung gewiss keine Realität, aber himmlisch gesehen dennoch reine Wahrheit. Denn sie lässt den Menschen in 22 Ausströmungen gelangen, deren Segnungen ihm unmittelbar aus den oberen Welten zufließen. Inwieweit jedoch das gewirkte Tuch der Verhüllung den Blick für das Geheimnis entschleiern wird, entscheidet allein das Gesetz des Himmels. Auf dem apokalyptischen Pfad gibt es nichts, was der Mensch aus sich heraus erzwingen könnten, außer sich Tag für Tag bereit zu machen für die Gnade himmlischen Erwähltseins.

Im Vorwort, dem Proömion des Buches, wird der Leser zunächst auf eine Nachbarinsel von Patmos geführt und hat Teil an einem inneren Erlebnis, an einer Trance-Reise. Damit knüpft die Autorin an das Buch über den Tempelschlaf an, das 1993 entstand und mit dem Hinweis schließt, die Apokalypse sei es, die den begonnenen Faden der Selbsterkenntnis sinnvoll fortsetzen könne. Wie wahr! Bereits der Tempelschlaf führt sanft über das allzu Persönliche hinaus, weshalb Tempelschlaf mit Begrifflichkeit und Technik der Psychotherapie nicht gleichzusetzen ist. Es geht im Tempelschlaf nicht um eine Verbesserung des Lebens, dafür gibt es genügend moderne Therapieformen, deren Ansinnen aus dieser Ego-Falle nicht herauskommt. Wer freilich mit Hilfe des Tempelschlafes „seine Osiris-Mumie aufrichten konnte“, wer über den Ich-Zaun geschaut hat und wenigstens einige der grenzsetzenden Mechanismen seiner Person aufzulösen vermochte, reift in der Folgezeit wie von selbst für ein rituelles Erleben heran. Und eines Tages „begehrt er nach dem Höchsten und das Kleine wird ihm gegeben“, d.h. für ihn wird eine heilige Messe, ein magisches Ritual, zur wunderbaren Mysterientherapie, die ihn erhebt. In der Folge dessen werden weitere Abgrenzungen, die ihn immer noch daran hindern, den Himmel zu sehen, von ihm genommen, ohne dass er aus seinem eigenen Wollen heraus dazu noch etwas beiträgt. Dann herrscht Frieden, freilich nicht der Frieden in der sichtbaren Welt, diese lebt auch weiterhin im Widerstreit, aber in seinem Herzen zieht der Geist des Allmächtigen ein und bleibt dort mit Gewissheit wohnen. Von dem Augenblick dieses geheimnisvollen Gewahrwerdens an, bedarf es nur eines kleinen Schrittes in der Bewusstheit des Pfadwanderers, um seine Seele von der Apokalypse noch weiter emporheben zu lassen. In der dritten Heiligen Schrift der Christenheit kommen wir in Berührung mit den gewaltigen inneren Bildern des von Christus geweihten Johannes. Der patmische Prophet speist die Seele mit dem Mythos uneingeschränkter Himmelsmacht und zeigt ihr, wie sie vollends Erlösung finden wird von der Erdverhaftung, wenn ihre Zeit erfüllt ist. Er geleitete sie in eine himmlische Welt, in den Reigen der Aeonen, der Elohim und vor Gottes Thron, in den Nimbus unsagbarer Größe und Herrlichkeit. Die Seele stimmt in die Jubelgesänge der vierundzwanzig Schicksalsmeister ein; und wie lange sie auch noch am Staube haften wird, sie bleibt für alle Zeit getröstet, weiß sie doch um ihre wahre Heimat und ihre wahre Bestimmung. In der rettenden Botschaft für die Seele wird die johanneische Wahrheit zu einem geistigen Heilmittel, zu einer überirdischen Arznei, wie es keine größere und wirksamere geben kann.

In dem oben bereits angesprochenen Trance-Mythos, dem Herzstück des Vorwortes, wird deutlich, wie ein besonderes Geheimnis einer Seele zum Schutz gereichen kann: Eine junge Frau sieht sich auf der Agora von Kos den Angriffen eines Johanniters ausgesetzt und erfährt Rettung durch den heiligen Wind von Patmos. Tatsache ist, dass die Johanniter im 14. Jh. n. Chr. alle Inseln im Dodekanes unter ihre Gewalt bringen wollten, aber es gelang ihnen nicht Patmos einzunehmen. Jenes Felseneiland, das wegen seiner Heiligsprechung durch die Offenbarung hervorragt, ließ sich nicht vereinnahmen, es trotzte dem Zugriff der Johanniter. Elf Inseln wurden von äußeren, säkularisierten Kultformen überwältigt, die zwölfte aber, Patmos, blieb unversehrt. Die Analogie dazu lautet so: Elf Apostel dienen dem äußeren Petrus-Kult. Einer jedoch bleibt ein Unabhängiger, bleibt frei von klerikaler Beeinflussung und bringt das christliche Werk auf transzendente Weise in die heilige Erfüllung: JOHANNES, Jehova ist ihm gnädig! 

In der kleinen Trance-Metaphorik soll offenbar werden: Das scheinbar Edle oder Heilige ist nicht immer so edel oder heilig, wie dies im Außen demonstriert wird. Den Triumphzug des Heiligen vereiteln letztlich immer Machtgier, Selbstsucht, Neid, Missgunst, Habgier und andere Untugenden, die allen Menschen von Natur aus anhaften, ganz besonders jenen, die davon nichts zu besitzen glauben. In der christlichen Dogmatik fasst man den unüberschaubaren Reigen der Laster als sieben Todsünden (Peccata) zusammen und definiert sie als Ergebnis einer starken Erdverhaftung. Wird dieser Verhaftung an den Trugbildern des Daseins niemals Einhalt geboten, bringt dies eine Gefangennahme der Seele durch die Widersacherkräfte mit sich. Aus dem Werk „Die Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri, das auf sehr subtile Weise die anspruchsvolle Esoterik der Tempelritter beschreibt, wissen wir, dass die Auslöschung der Peccata nicht einfach durch den Willen des Menschen geschehen kann. Es müssen innere Bilder angeschaut und sakrale Handlungen vollzogen werden, wie das Lesen von Psalmen und das Anstimmen von Lobgesängen. Erst dadurch entsteht eine gewisse Seinsform, eine von der Ewigkeit geschwängerte Atmosphäre, in der die Engel erscheinen können. Denn nur die Engelmächte besitzen die Macht, die Peccata auf der Stirn des Menschen auszulöschen.

Aus diesem Grunde wird auch die Apokalypse Johannis von der Arbeit der Engel beherrscht. Sehr genau wusste der Prophet um den Mythos, in dem es heißt, Engel könnten sich nur senkrecht bewegen, waagerechte Schritte seien ihnen verwehrt. Dies bedeutet im übertragenen Sinn: Auf Engel in den profanen Lebenssituationen zu warten bleibt zeitlebens ein sinnloses Unterfangen. Außer dem „Grünen Engel“ des John Dee, der die Personifizierung blinder Hoffnung und Habgier ausmacht und vor allem die Peccata im Menschen fördert und diese mit falschen Versprechungen ernährt, eilt da so schnell keiner herbei. Es geht praktisch nicht! Um mit der Flugbahn von himmlischen Engeln in Berührung zu kommen, bedarf es einer rituellen Situation, in der die Bewegungen von oben nach unten tatsächlich stattfinden. Im waagerechten, kausalen Denken und Handeln entsteht dieser Raum gar nicht erst. Darum liegt ein großer Irrtum in dem Glauben, harmloses Liebsein in alltäglichen Belangen könnte die Engel herbeilocken; diese kurzsichtige Idee gehört in den Reigen heidnischer Weihnachtsmänner und bleibt Kindern vorbehalten. Erwachsene Engelkontakte, wie sie Priester und Mystiker begehren, sind allein in einer absoluten Veränderung der Zeitqualität möglich. Die Zeit wird in einer zeremoniellen Situation dazu gebracht, eine heilige Qualität einzunehmen, in welche die Ewigkeit Einlass finden kann. Eine solche Stimmung baut die Apokalypse auf. Kaleidoskopartig, wie in einer Trance, entwickeln sich die Bilder einer anderen Welt. "Die Zeit ist nahe", so heißt es in der ersten Seligpreisung. Dies bedeutet, die Zeit drängt, sie quillt, man taucht in eine andere Wahrnehmung ein. Wie in der Trance. Auch dort hilft der heilige Wind, d.h. die Trance-Sprache, die Wahrheit zu finden und geschützt zu sein vor den Zugriffen materieller Einflüsterungen. Darum erfährt der Leser gleich am Anfang, wie der Wind von Patmos durch Johannes geheiligt wurde und Eiréne dient. Eiréne ist sowohl ein griechischer Name als auch der Begriff für den Frieden der Seele und für die lichtblaue Aura Jesu. 

Die Holzschnitte von Albrecht Dürer 

Danach erklärt die Autorin, warum die Stiche von Albrecht Dürer zu begleitenden Bildern des Buches geworden sind und erinnert uns an das Folgende: Kunstwerke besitzen die Kraft, große Zeiträume zu überbrücken. Also helfen die Stiche, den Leser aus Zeit und Raum zu nehmen und zwingen ihn, inhaltlich zu schauen. Rund um Dürers Zeit, also im 15. und 16. Jahrhundert, waren viele Künstler von der Apokalypse des Johannes inspiriert. 

Hans Burkmair vollendete sein Werk "Johannes der Evangelist auf Patmos" unmittelbar nachdem Martin Luther die Reformation mit dem Anschlag seiner Thesen vorantrieb. Lucas Cranach ließ sich von Dürer leiten und ergänzte dessen Blätter unter anderem durch sein Werk "Gekrönte Heuschrecken aus dem Brunnen", das er 1522 fertig stellte. In demselben Jahr übersetzte Luther die Offenbarung und gab dabei zu, sein Geist könnte sich in das Buch nicht schicken. In Luthers Gedankenwelt vermochte die Schau eines geöffneten Himmels nicht einzuziehen, da sich ihm in seiner diesseitigen Ausrichtung die Pforte übersinnlicher Wahrnehmung nicht auftat. Als hätte Dürer dies kommen sehen, übernahm er ein Vierteljahrhundert zuvor als Künstler die Verantwortung für die Herrlichkeit der Enthüllung Johannis. Es sind oftmals die Künstler, die durch numinose Fenster schauen dürfen, die dem Gelehrten naturgemäß verschlossen bleiben. Albrecht Dürer betrat selbst den Tempel des Hörens und des Schauens, es gelang ihm, mit Hilfe der Apokalypse in das Heiligtum gewaltiger Gottesnähe vorzudringen. Für Dürer war deutlich geworden, die Offenbarung will uns zwingen, den Intellekt als Werkzeug auszuschließen. Alles kausale Denken und Beurteilen, jedes Meinen, Dünken und Diskutieren über irdischen Widerhall und profane Anwendung versagt kläglich, denn der apokalyptische Diamant bricht das unmittelbare Gotteslicht in 22 geschliffene Facetten und ermöglicht den menschlichen Blick in das Karfunkeln schöpferischer Absicht.

Mehr als jedes geschriebene Wort dies vermag lassen die dicht gedrängten Darstellungen Dürers erahnen, worum es Johannes vor fast zweitausend Jahren wirklich ging: Die Apokalypse erklärt das Göttliche nicht aus dem Irdischen heraus, sondern geht umgekehrt vor und verlangt, das Irdische aus dem Göttlichen heraus zu begreifen. Ohne eine solche Umkehr der Wahrnehmung bleibt die Apokalypse verschlossen. Obwohl in der Offenbarung von Stämmen, Orten und Kultformen die Rede ist, die in der Geschichte der Menschheit tatsächlich existieren, hat sie weder eine historische Bedeutung noch kündigt sie einen Weltuntergang an. Alle Namen, Zahlen und Wesenheiten der Apokalypse sind Metaphern, die ein geistiges Geschehen durch eine phantastische Flut von Traumbildern enthüllen. Aber aufgrund einer mehrfachen Verschlüsselung bleiben jene Dinge verborgen, die auch verborgen bleiben müssen, damit der Posaunenschall kosmischen Wirkens nur in das dafür vorbereitete Ohr dringt. Behutsam kann der Leser seinem mystischen Innenleben die geistige Nahrung der Offenbarung des Johannes zuführen und die 22 Pfade der Apokalypse in Verbindung mit dem Tarot als inspirierendes Spiel mit Bildern erleben. In Folge dessen kommt die Herzgeburt immer währender Freude, die keines äußeren Grundes mehr bedarf, zur Welt.

Prokhorus, der Schreiber und Jünger des Johannes

Nach den Worten des Proömions zieht sich die Autorin zurück und erteilt das Wort an Prokhorus, den Jünger und Schreiber des Johannes, der die Apokalypse in der Höhle diktiert bekam. Prokhorus nimmt die Entschleierung behutsam vor und führt den Leser brüderlich an die Pforte des Wunders, das in der geheimen Kammer dieser Schrift wirkt. Ursprünglich kam die Autorin von der Insel Kos auf einem fliegenden Delphin - Flying Dolphin, so heißen die schnellen Schiffe, mit denen die Insel angesteuert wird - nach Patmos, wo sie ein erläuterndes Buch über die Apokalypse konzipieren wollte. Aber die Dinge geschehen immer folgerichtig, und nach ihrer Begegnung mit Eiréne ergriff sie der Wind von Patmos und sie musste nur noch zuhören, um Gedanken in Worte zu kleiden, die Prokhorus diesem vor zweitausend Jahren in der Hoffnung anvertraut hatte, eines Tages Gehör zu finden. Seine Fragen und seine Antworten, vor allem seine Verehrung für Johannes, schwingen noch immer als Echo in Notos, Euros, Zephyros und Boreas, den vier Winden Griechenlands. Mit großer Freude und Dankbarkeit wurde das Gedankengut von Prokhorus aufgenommen und in verständliche Worte gefasst, die seinem urchristlichen Wesen ebenso entsprechen wie unserem heutigen Sprachgebrauch.

In dem ersten Kapitel erlebt Prokhorus, wie Johannes des Morgens erwacht, er malt ein erhabenes Bild seines Meisters und nimmt in dem Symbol seines Erwachens in der Höhle das ganze Buch wie einen Geburtsmythos vorweg. Johannes erstrahlt auch weiterhin stets in sakraler Würde, obschon er in erster Linie skorpionische Eigenschaften besitzt. Denn er ist alles andere als zimperlich. Seine okkulte Mission liegt ihm so sehr am Herzen, dass er unzählige Heiligenfiguren aus säkularisierten Kulten mit voller Wucht zerschlägt und stets die Gelegenheit sucht, Heiden mit Nachdruck zum Christentum zu bekehren. Er ist von gewaltiger Geistes- und Überzeugungskraft, mit dem Sinnbild der rituellen Magie gesegnet, dem doppelköpfigen Adler, der gekrönt und bewaffnet in den Streit für das Gottesrecht zieht und zur Flagge der Insel Patmos wurde. Das eine ist sicher: Der Johannes-Geist hat nicht vor, dem neurotisch-sinnlichen und kritikscheuen Empfindungsmenschen unserer Tage die gewohnte Streicheleinheit zu schenken. Seine Liebe ist kristallin und gänzlich fern von persönlicher Absicht, denn er erfüllt konsequent den Willen des Himmels. Deshalb richtet sich sein Ansinnen keineswegs an das unreife Kind in uns, das in seiner Egozentrik außer den eigenen Bedürfnissen noch nichts wahrnehmen kann. Er will den gereiften, schon bewusst opferbereiten Erwachsenen dionysisch erschrecken. 

Johannes will nicht den menschlichen Alltag retten,
aber er rettet die Seele aus den Fängen des Alltags
und das Christentum aus zahllosen Missverständnissen,
die ihm im Laufe der Jahrhunderte zugefügt wurden.

Mit der Apokalypse trachtet der Prophet danach, gewaltig in den Erdenschlaf einzudringen und die Seele der niederziehenden Macht der stofflichen Kräfte zu entreißen. Darum erscheinen seine Engel, die am Altar Gottes dienen, weder als hilfsbereite Schutzengel noch als süßliche Putten; sie sind strenge Richter in gleißender Glorie, wie sie nur ein erwachsener Mensch zu konfrontieren vermag. Die Autorin kleidet Johannes deshalb in die kristallweiße Robe eines geläuterten Saturns. Johannes bleibt in der Erfahrungswelt des Prokhorus stets übergeordnet, in seiner geistigen Überzeugung unverrückbar, und er ist von dem überweltlichen Glanz eines tausendjährigen Reiches überstrahlt - eben titanischer Kronide! Saturn als Herrscher im Zeichen Wassermann entspricht diesem Bild am besten. Prokhorus hingegen zeigt sich als Repräsentant des unsteten Mercurius, nicht immer verstehend, noch fragend, ein wenig zerrissen, oftmals sehr menschlich, aber auf dem besten Weg zu derselben Erhabenheit. Am Ende des Buches wird er mit Johannes das gleiche Lied anstimmen und an Größe zugenommen haben. Jeder Mensch nimmt an Größe zu, der sich offenen Sinnes mit der Offenbarung beschäftigt. Sie ist die Liebesgeschichte von Gott und Mensch, sobald sich beide näher kommen, wird Gott hinwegwischen eine jegliche Träne von den Augen des Menschen.

Als Behüter des Zeitgeistes konnte ich mich einmal mehr an der Apokalypse erfreuen! Folgen Sie mir getrost und werden auch Sie Leser dieses Buches. Es wird Ihnen das blaue Friedensband der mittleren Pfade auf dem Lebensbaumes (Gimel, Samekh, Tav) in die Hand gelegt, Sie lauschen dem Wind von Patmos das Geheimnis Ihrer Seele ab und wandern mit Prokhorus über die felsigen Pfade der Insel, wo überlieferte Mythen zum Leben erwachen, wo Dornen und Lilien die Wege säumen. Vielleicht gelingt es Ihnen, sich während des Lesens ganz mit Prokhorus zu identifizieren und Sie bemerken, wie dem Jüngling Urprinzipien in Menschengestalt begegnen, die nach und nach die siebenarmige Menorah in seiner Seele zum Leuchten bringen. Mag sein, es gelingt auch Ihnen, Ihre eigenen sieben Lichter daran zu entzünden, damit sich das Himmelstor über Ihrer Menorah auftut und auch Sie die vierundzwanzig Aeonen von Chokmah und den Allmächtigen von Kether erblicken, und darunter handeln sieben Sphären nur noch in dem Namen des Herrn: 

Johannes - Saturn - Binah
Elef - Jupiter -Chesed
Vasilis - Mars - Geburah
Myron Levéndis - Sonne - Tiphareth
Eiréne - Venus - Netzach
Prokhorus - Merkur - Hod
Seléne - Mond - Jesod

Ein namenloser Vater bildet den Zündstoff
und seine namenlose Dienerschaft
entflammet als Mittlerkerze.
Darin offenbart sich:
Das Opus Magnum bedarf auch
des Ausgangspunktes der Erde 
- Malkuth.

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